Google+ ist der bisher erfolgreichste Versuch von Google, sich im Social Web zu etablieren. Ein Jahr nach Lancierung sind auf der Plattform über 170 Millionen Nutzer und Unternehmen registriert. Somit ist Google+ das am schnellsten wachsende soziale Netzwerk der Geschichte. Der Internetgigant setzt einerseits auf die Rekombination seiner bestehenden Dienste, andererseits bietet Google+ auch eine Palette an neuen Social Plugins.
Präsentation von Mike Zwahlen, Agency Manager von Google.
Ein essenzieller Unterschied zu den meisten anderen sozialen Netzwerken ist die Tatsache, dass Freundschaftsbeziehungen bei Google+ einseitig sein können und – nach dem Vorbild von Diaspora – in sogenannte Circles eingeteilt werden. Für viele Experten und Kritiker wäre Google+ eigentlich das bessere Facebook.
Doch: Was bleibt 12 Monate nach dem Start übrig von den hochgesteckten Erwartungen und der anfänglichen Euphorie? Wie steht es heute um Google+ und was kann man noch erwarten in Anbetracht dessen, dass der grösste Konkurrent Facebook für Ende Mai den milliardenschweren Börsengang angekündigt hat und Shopping-Websites wie Fab.com den Google+ Button durch einen Pinterest-Button ersetzen?
Google versteht Google+ als «das neue Google»: Mit den sozialen Signalen sollen alle andern Dienste verbessert werden: Auch aus Gmail kann man in Google+ publizieren. Picasa und Google+ sind auch bereits integriert, weitere werden wohl folgen.
Die Google-Suche wird sich künftig in Richtung Wissensvermittlung entwickeln: Fragt man z.B. nach «Wetter Zürich» oder «Champions League», so werden direkt eine Wettervorherschau oder Spielresultate dargestellt und erst danach Websites mit entsprechenden Informationen. Für viele Suchanfragen muss man also gar nicht erst zu einer externen Seite wechseln.
Anhand des Social Graphs, den Verknüpfungen der persönlichen Kontakte, gewichtet Google die 200 Rankingfaktoren anders und ändert die Resultatliste: Kennt man persönlich einen «Patrick», so wird wahrscheinlich dieser zuerst gelistet und erst dann berühmtere «Patricks» wie «Swayze».
Will man die persönlichen Resultate nicht in der Trefferliste sehen, kann man oben rechts die Suche entsprechend auf «nicht-personalisiert» einstellen und eigene Beiträge werden nicht mehr gelistet. Das macht besonders für Inhaltsproduzenten wie Blogger Sinn: Man weiss ja wo die eigenen Inhalte sind und möchte diese nicht eingeblendet bekommen, wenn man ähnliche Themen recherchiert.
Die Mobile Apps von Google+ für iPhone und Android wurden kürzlich in einer überarbeiteten Version publiziert. Sie bieten viel mehr Interaktion als bisher und sollten dadurch das Sharing erleichtern.
Freunde und Bekanntschaften werden bei Google+ über die «Circles» verwaltet.
Synchronisiert man seine Handy-Fotos mit Google+, so werden diese automatisch in die Cloud publiziert, von wo man sie weiterverbreiten kann inklusive Rechtevergabe wie public oder privat, so dass andere den Artikel nicht weiterverbreiten können.
Im Gegensatz zu Twitter ist Google+ sehr visuell orientiert. Deshalb sind sehr viele Fotografen auf Google+ aktiv.
«Ripples» ist ein Feature aus dem Kontextmenu, das die Verbreitung eines Artikels im Web visualisiert: Wer hat was wohin weiterpubliziert. Damit lassen sich Influencers identifizieren, die man später direkt ansprechen kann.
Google+ eignet sich gut für News-Kuratoren: Der Newsstream wird von Freunden und Bekannten zusammengestellt und mitpubliziert. Sie erledigen damit die Arbeit der Vorauswahl aus der Informationsflut.
Benutzerprofile in Google+ enthalten viele persönliche Informationen und Links zu weiteren Webseiten. Die Privacy kann sehr granular eingestellt werden. Damit kann man aktives Reputation-Management betreiben: Das Snippet über die eigene Person kann so gesteuert werden.
Auch die Inhalte des Newsstreams können anhand diverser Filter eingestellt werden: Pro Circle kann man definieren, wieviele Inhalte der entsprechenden Freunde im Newsstream dargestellt werden sollen (roter Pfeil):
Google+ wird bisher nicht monetarisiert.
Von den 170 Mio. Nutzern waren 100 Mio. in den letzten 30 Tagen effektiv online. Im Vergleich der Social Sharing Funktionen hat Google+ oft weit weniger Shares als Twitter oder Facebook. Setzt man aber die Nutzerzahlen der entsprechenden Netzwerke in Relation, so sieht es etwas besser aus.
SEO wird trotz Google+ noch eine gute Weile wichtig bleiben. Neue Faktoren wie Author-Rank und die Social Shares sollen aber langfristig dazu führen, dass Google auch ohne SEO feststellen kann, welches die wirklich relevanten Websiten sind für eine bestimmte Suchanfrage.