Wenn Dienstleister Software-Projekte durchführen, sind die Auftraggeber oft vom Ergebnis enttäuscht: sie müssen Zusatzaufwand treiben und Verzögerungen in Kauf nehmen, um ihre Ziele doch noch zu erreichen.
Ist man immer erst nachher schlauer? Ein Briefing der Usability-Agentur Zeix.
Gregor Urech und Andrea Rosenbusch von Zeix referieren über User-Centered-Design UCD.
Benutzerfreundliche Applikationen
IT-Projekte sind berüchtigt für Kostenüberschreitungen, Projektabbrüche oder spektakuläre Flops und IT-Pannen (VBS, elektronische Grundbücher, AHV, Zürcher Börse).
Aber weshalb scheitern so viele IT-Projekte?
Oft liegt das Problem in mangelhaften oder ändernden Anforderungen, respektive dessen Managements, vergrösserter Nutzerkreis, die Komplexität wird unterschätzt. Fazit: die benutzten Methoden zur Definition der Anforderungen und Pflichtenhefte sind ungeeignet.
Anforderungen und Bedürfnisse sind oft abstrakt formuliert, meist unvollständig, z.T. banal und selbstverständlich (copy/paste soll möglich sein, eine Navigation soll angeboten werden, etc.), nicht priorisiert und bieten grossen Interpretationsspielraum. Dadurch sind verschiedene Umsetzungsmöglichkeiten möglich. Der Aufwand (Budget & Zeitbedarf) ist dadurch schwierig abschätzbar.
Die Kernprozesse von künftigen Software-Anwendungen werden dafür oft recht spärlich umschrieben.
Die Usability wird oft auch vernachlässigt und die schlussendlich fertige Software entspricht dann nicht den effektiven Bedürfnissen der User.
User-Centered Design
User-Centered Design ist eine Entwicklungsmethode, um Software oder Websites anhand von User-Interfaces iterativ zu entwickeln. Zum Schluss des Spezifikationsprozesses steht eine graphisch orientierte Beschreibung zur Abnahme.
Usability-Tests kurz vor Launch nützen eigentlich nicht mehr viel, wenn der Prozess nicht von Anfang an graphisch und benutzerorientert aufgesetzt wird.
Der User-Centered-Design-Prozess beginnt mit einer Ist-/Soll-Analyse. Darauf basierend wird eine Grobkonzeption und eine Testserie mit Usern erstellt. Danach folgt eine Detailanalyse und eine zweite Testserie.
Das Ziel sind bessere Anforderungen, die auch die effektiven Bedürfnisse der User erfüllen.
Dieser Prozess bringt auch Klarheit bezüglich Prioritäten, Vollständigkeit durch visualisierte Prozesse und Plausibilierung durch reale Inhalte.
Vitaclic ist ein Zeix-Beispiel für eine Website über Gesundheitsakten: Dokumente werden digital online abgelegt und sind dann überall verfügbar.
CRM-Systeme basieren oft auf administrativen Anforderungen. Der User steht bei der Entwicklung meist nicht im Zentrum. Die Screens sind oft mit Funktionen überstellt. Davon werden die wenigsten effektiv genutzt, die andern sind für seltene Ausnahmefälle vorgesehen.
Immerhin sind die User von CRM-Systemen B2B-Anwender. Diese können sich eine gewisse Komplexität erarbeiten. Per progressive disclosure Prinzip können im optimalen Fall aber Standardprozesse von Ausnahmefällen getrennt werden.
Bei der Vollständigkeit von Anforderungen ist darauf zu achten, dass alle Benutzergruppen abgeholt werden. In der Schweiz kann es zwischen Deutschschweiz und Romandie starke Unterschiede in der Anwendung geben.
Die Plausibilisierung sollte nicht nur mit Lorem Ipsum Text überprüft werden. Das stellt noch nicht sicher, dass effektive Produktenamen und Produktbeschriebe in die vorgesehenen Content-Boxen passen. Am besten arbeitet man immer mit realen Inhalten und nicht Platzhaltertexten.
Non-funktionale Prototypen in HTML dienen der Prüfung der Interaktion gemäss vorgegebenen Pfaden. Sie prüfen nicht die Logik der Applikation, sondern den User-Flow.
Dabei fokussiert man auf das Wesentliche; Erstellung und Änderungen sind schnell und billig umgesetzt.
Ist der Prototyp erfolgreich, erstellt man daraus inhaltliche und graphische Styleguides mit Beschrieben der Abläufe.
https://twitter.com/#!/WalterSchaerer/status/160081092970414081