Vortrag am Internet Briefing über Googles neue Rankingkriterien nach dem Panda– a.k.a. Farmer-Update und dem neuen Google +1 Feature. Lukas Stuber, CEO von Yourposition, zeigt, was dies für Schweizer Webseiten bedeutet.
Internet Briefing: Google ändert laufend seine Ranking-Kriterien, um für den Benutzer noch bessere Resultate zu liefern, und um die Spammer aus den vorderen Rängen zu bugsieren. Mit dem Panda Update gab es zahlreiche Stories über schlechtere Google-Ergebnisse. Content Farmen wie eHow.com gewinnen oder sind total eingebrochen wie Mahalo.com (Beides Websites für Anleitungen).
Neu wird Google mit +1 ein eigenes ‹Facebook Like› anbieten. Was hat Social Media künftig für einen Einfluss auf das Ranking? Welche Chancen hat +1 überhaupt?
Lukas Stuber von Yourposition referiert.
Qualitätszerfall: Der Ruf nach einem neuen Google
Anfang 2011 erhielt Google viel schlechte Presse über ungenügende organische Suchresultate. TechCrunch, ReadWriteWeb und weitere publizierten entsprechende Artikel. Die Antwort von Googles Matt Cutts: Früher war es noch schlechter!
Die Ursache für die subjektive Verschlechterung: Google Caffeine von Juni 2010 brachte einen viel grösseren Index als bisher. Realtime Resultate wurden neu indiziert und in der Trefferliste präsentiert: Sucht man heute nach «Osama», so wird die Trefferliste im Sekundentakt mit Realtime-Resultaten aktualisiert.
Quantitativ mehr Inhalte brachten aber auch mehr mangelhafte Resultate. Die Stärke der Filter hinkte der grossen Masse der indizierten Seiten hinterher.
Die Sucherfahrung für geographisch lokale Inhalte ist heute z.T. bei Twitter besser als bei Google.
Heute suchen die User immer öfter mit 3 Keywords und mehr. Problematisch wird es, wenn es für solch detaillierte Suchen gar nicht so viele gute Inhalte gibt. Dieses Problem wird von Content-Farmen adressiert: eHow von DemandMedia (1.4 Mia Bewertung an der Börse) erstellt Anleitungen im industriellen Stil. Sie identifizieren im Google low-tail relevante Keywords und lassen diese von Content-Erstellern mit Anleitungen umschreiben. Entsprechend gut sind danach auch die Suchtreffer für die neu erstellten Inhalte. Das Publishing-Konzept wird also umgekehrt: Man schreibt nicht mehr, was Leser interessant finden könnten, sondern wonach Leser aktuell suchen.
Im Februar 2011 erfolgte der Farmer-Update (=Panda-Update, Panda ist der Name des Google-Ingenieurs). 11.8% der amerikanischen Suchresultate sind vom Farmer-Update betroffen. Im Normalfall wurden Webseiten abgestraft, die Content nur als Zweite verwerten. Unerwarteterweise hat eHow aber nicht gelitten, im Gegensatz zu Mahalo und andern Content-Farmen.
Die Google Panda Updates
Google hat User befragt (Quality Raters) und Kriterien definiert, die qualitativ hochwertige Websites definieren:
- Würden Sie dieser Website Ihre Kreditkarte anvertrauen?
- Würden Sie Ihren Kindern Medikamente dieser Website geben?
- Empfinden Sie diese Website als Autorität für das entsprechende Thema?
- Wären diese Inhalte okay, wenn sie in einem Magazin publiziert wären?
- Hat diese Seite zuviel Werbung?
Die vollständige Liste der Kriterien wurde am 6. Mai 2011 im Google Webmaster Central Blog publiziert.
Weiterführende Kommentare bezüglich des Impacts auf SEO dieser Kriterien hat Richard Baxter in SEO Gadget publiziert.
Die Bounce Rate wird von Google als Signal ausgewertet. Aber: Eine hohe Bounce Rate ist nicht per se negativ: Hat man seine Information gefunden, so geht man schnell weiter und gilt allenfalls als Bounce. Dasselbe gilt für die Aufenthaltsdauer.
Nach dem Panda-Update hatte suite101.com kurzfristig eine viel höhere Aufenthaltsdauer, vermutlich weil alle wissen wollten, weshalb sie abgestraft wurden.
Content-Scraper (Kopieren von Inhalten) sollten auch bestraft werden. Dies hat aber nur bedingt funktioniert. Heute sind Kopierer z.T. vor den Originalwebsites geranked. Es ist damit zu rechnen, dass Google hier justieren wird.
Die Ad-to-Content-Ratio (Plakatsäule) ist ein weiteres Ranking-Signal
Rotes oberes Rechteck: Dieser Bereich befindet sich ‹above the fold›, 50% der User brauchen nicht zu scrollen.
Google wurde verdächtigt, Websites zu bevorzugen, die viel Google-Werbung einblenden.
Am 11. April ging Panda II live für englischsprachige Sites. In der Schweiz ist der Update also noch nicht angekommen.
Google blendet neu Seiten aus den Suchresultaten aus, die von Usern entsprechend geflagged wurden: ‹Block all results from XY›. Diese Option erscheint, wenn man sehr schnell auf die Suchresultatliste zurückkehrt. Wohl weil man mit der gefundenen Website nicht zufrieden war.
Es gibt auch ein entsprechendes Chrome Plugin, mit dem man beliebige Suchresultate ausblenden kann. Dies bedeutet, dass eine einzige schlechte Inhaltsseite die ganze Website gefährden kann.
2% aller Suchabfragen sind bisher von dieser Massnahmen betroffen.
Was heisst das für Webmaster?
- Unique Content steht im Zentrum und above the fold (ohne zu scrollen)
- Vernachlässigte Pages müssen identifiziert und verbessert werden
- Konsistente Backlink-Muster helfen immer noch
- Content-Syndikation nur noch mit Canonical-Attribut verlinken für Hinweis auf Original-Content
Social Signals
Social Circle: Suchresultate von bekannten Twitter-Accounts werden entsprechend visualisiert und wahrscheinlich auch höher gelistet.
Obwohl Twitter mit nofollow linked, hilft der Link weiter: In Twitter verlinkte Seiten performen für 2-3 Tage sehr gut in Trefferlisten von Google und Bing. Wird ein Link in Facebook gefunden, so wird ihm mehr Vertrauen geschenkt, wenn es auch einen entsprechenden Twitter-Link gibt.
Die Site-Autorität, auf dem der Link steht, ist natürlich auch relevant. Der Link eines Bots ist entsprechend weniger wert.
SEOmoz hat entsprechende Untersuchungen gemacht und Facebook und Twitter als relevante Social Signals für Search Engines identifiziert.
Google +1
Am 31. März 2011 hat Google +1 lanciert. Sucht man heute in Google.com, so kann man unter Umständen eine Seite per +1 weiterempfehlen. Dies ist auch für AdWords möglich.
Wie der Facebook Like könnte die Funktion interessant werden. Allerdings gibt es folgende allfällige Probleme (hier der ausführliche Bericht bei Yourposition):
- Der Name ist kaum auszusprechen
- Google +1 ist schwer zu Googeln, weil Plus ein Suchoperator ist
- Ein Twitter-Hashtag ist nicht möglich, da auch dort Plus ein Operator ist
- Für den Hashtag #GooglePlusOne gab es heute ein einziges Resultat
Zudem braucht man ein Google-Profile, um Resultate zu empfehlen. Google-Profile gibt es weltweit aber nur 2 Mio aktive, also weniger als es in der Schweiz Facebook Konten gibt.
Der Anwendungsfall ist auch problematisch: Man empfiehlt eigentlich nicht eine Seite, sondern ein Listing. Wechselt man aus der Trefferliste auf eine Seite und findet sie gut, so geht man selten auf die Trefferliste zurück und empfiehlt die Seite. Interessant wird es erst, wenn es ein Plus 1 Widget für Websites gibt, analog dem Facebook Like Button.
Fazit der neusten Google Updates und Features
Bei Panda wurde ein Algorithmus-Update basierend auf User-Befragungen implementiert. Die neuen Social Signals basieren auf Links, Erwähnungen und Shares von Social Media Usern. +1 und -1 basieren auf einem direkten User-Feedback.
Slides vom Vortrag von Lukas Stuber, CEO Yourposition
Ein sehr informativer Bericht über Google’s +1 findet sich bei search engine land. Im Artikel steht zwar die Anleitung, wie man die +1 Funktion auf Google.com testen kann, allerdings hat das für mich nicht funktioniert. Ich sehe zwar ein mir bisher unbekanntes Google Social Circle Profil über mich, aber +1 nicht. Dann harren wir mal der Dinge, die da kommen werden…
http://twitter.com/#!/WalterSchaerer/status/65394567356223488
3 Kommentare
Danke für die zahlreichen Retweets und FB Likes!
Und danke Reto für’s Erwähnen in Deinem Internet-Briefing Mailing! Das hat den Traffic auf dem Artikel ganz schön geboostet ;-)
Stimmt, danke für den Hinweis!
Danke für die Zusammenfassung. Der Herr heisst «Matt Cutts». :)